Nachhaltigkeit? Das ist doch scheinbar sehr einfach zu beschreiben: Nachhaltigkeit bedeutet, nur so viele Bäume zu fällen, wie auch nachwachsen. Tatsächlich kommt der Begriff ursprünglich aus der Forstwirtschaft. Damit ist aber nur der ökologische Teil des Begriffs beschrieben. Es gibt auch den ökonomischen Ansatz, der fordert, dass man so wirtschaftet, dass nachfolgende Generationen mit den gleichen Chancen und Möglichkeiten agieren können wie wir heute. Es gibt aber noch den Begriff der Sozialen Nachhaltigkeit – aber was ist damit gemeint?
Der soziale Aspekt der Nachhaltigkeit wurde lange nicht gesehen. Erst in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, angesichts der drohenden Klima-Katastrophe, Zersiedlung, Massenkonsum, Wegwerf-Verhalten und anderer Probleme, wurde klar, dass die Ursachen mangelnder Nachhaltigkeit ihren Anfang im sozialen Bereich haben. So ist es bei Wikipedia beschrieben. Die daraus folgenden Forschungen führten allerdings in sehr unterschiedliche Richtungen.
Armut
Die Armut ist eine häufig anzutreffende Ursache für mangelnde Nachhaltigkeit. Menschen in Armut benötigen unsere Unterstützung, um ein Leben mit weniger Hunger und Not zu erreichen. Dabei hat sich der ursprüngliche Ansatz der Entwicklungshilfe, viele Güter in die jeweiligen Länder zu schicken, als nicht langfristig hilfreich erwiesen. Ein so simples wie geniales Beispiel für eine nachhaltige Unterstützung habe ich neulich im Spiegel gelesen. Der australische Agrarökonom Tony Rinaudo hat ein sehr einfaches, aber im Kern nachhaltiges Konzept entwickelt, die Ausbreitung der Wüste in Afrika zu stoppen. Mit Hilfe von einfachen Anweisungen zur Pflege von Natur und Boden wird der Natur geholfen – und der Ertrag der Felder für die Bauern gesteigert. Hier wird die ökologische Nachhaltigkeit also durch soziale Aktivität erzielt, was als soziale Nachhaltigkeit bezeichnet wird.
Werte und Lebensstil
Die soziale Nachhaltigkeit betrifft auch die Frage, wie wir persönlich mit dem Thema Nachhaltigkeit umgehen. Nachhaltigkeit kann kein von oben doktrinierte Regelwerk sein, sondern sollte zum selbstverständlichen integralen Teil unseres Lebens werden. Wie gehen wir mit den Ressourcen Lebensmittel, Wasser, Strom, Öl etc. um? Wie sehr achten wir schon beim Kauf auf die Nachhaltigkeit der Produkte? Erst wenn wir die Werte betrachten, die aus dem Miteinander von Lebewesen und Natur erwachsen, können wir unseren Lebensstil entsprechend anpassen. Von Bedeutung ist dabei sicherlich auch, dass wir unser Lebensgefühl vom materiellen Wohlstand entkoppeln. Hier geht es weniger um einen radikalen Wechsel als vielmehr um ein wachsendes Verständnis für die Zusammenhänge in Ökologie, Ökonomie und Sozialem bis hin in die alltäglichen Entscheidungen.
Teilhabe
Ein anderer Aspekt ist die Gleichverteilung der Arbeit. Auf der Seite sozial-produziert.at wird es folgendermaßen beschrieben:
Soziale Nachhaltigkeit zielt auf ein menschenwürdiges Leben, d.h. auf die Verteilung gesellschaftlicher Belastungen, auf Rollenverteilung, auf Verteilung von Arbeit / Bekämpfung von Arbeitslosigkeit und auf Chancengleichheit. Im Zentrum steht eine menschenwürdige Existenz durch die materielle und immaterielle Grundbedürfnisse gedeckt werden können. Das Thema „Arbeit“ spielt dabei eine zentrale Rolle: Erwerbsarbeit ermöglicht durch ein Einkommen materielle Teilhabe und Existenzsicherung, hat aber auch einen wesentlichen Einfluss auf soziale und kulturelle Teilhabe.
Damit ist beispielsweise der Konflikt beschrieben, der sich zwischen arm und reich ergibt. Der Fair Handel, in Deutschland vertreten durch den „transfair e.V. “ will dafür sorgen, dass die Menschen auf der Südhalbkugel der Erde einen gerechteren Lohn für ihre Arbeit erhalten.
Die im obigen Zitat beschrieben Menschenwürde bezieht sich aber auch auf Menschen mit Behinderung. In früheren Zeiten – und leider noch in manchen Regionen der Welt verbreitet – wurde die Arbeit für Menschen mit Behinderung als Mittel der Ruhigstellung verstanden. Erfreulicherweise setzte sich jedoch die Erkenntnis durch, dass die Arbeit ein wesentlicher Teil des Menscheins ist: Mit seiner Arbeit verbindet sich der Mensch mit der Gesellschaft.
In der Tiefe
Die soziale Nachhaltigkeit ist also noch nicht abschließend definiert. Und während es eine Vielzahl von Indikatoren für den Erfolg ökologischer oder ökonomischer Nachhaltigkeit gibt, so sucht man bei den sozialen Aspekten immer noch danach. Eine der Fragen: Wie lässt sich Lebensqualität messen?
Wer sich tiefergehend mit dieser Frage beschäftigen möchte, dem sei ein Werk der Soziologen Beate Littig und Erich Grießlicher empfohlen, die im Auftrag der österreichischen Bundesarbeitskammer mit diesem Thema beschäftig haben. Das Dokument ist sehr spannend in Bezug auf die „grüne“ Entwicklung in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts zu lesen. So wird im Zusammenhang verständlich, wie sich aus den ökologischen Aktivitäten von Einzelnen und Initiative nach und nach eine Bewegung entwickelte, und wie sich aus den ökologischen Fragen ökonomische und soziale ergaben.
Littig und Grießler sagen, dass nicht nur um die Erfassung der Werte von Bedeutung ist, sondern dass „auch der normative Aspekt sozialer Nachhaltigkeit unabdingbar“ zu beachten ist:
Dabei geht es darum, Werte darüber zu entwickeln, wie sich unsere Gesellschaft entwickeln soll, welche die Ideale sind, die die gesellschaftliche Entwicklung einlösen soll.
Denn:
Die (Erwerbs-)Arbeit ist in modernen (Erwerbs-)Arbeitsgesellschaften der Dreh- und Angelpunkt der gesellschaftlichen Ordnung wie auch der individuellen Lebensentwürfe und Existenzsicherung und darüber vermittelt der individuellen Bedürfnisbefriedigung.
Auch wenn er Menschen mit Behinderung in seinem Bericht nicht explizit erwähnt (allenfalls als „Minderheiten“ oder „Problemgruppen“), so kommt er doch zu dem Schluss:
Nicht zuletzt ist die soziale Integration und soziale Akzeptanz aller in einem Land lebenden Personen ein zentrales Element sozialer Gerechtigkeit.
http://wien.arbeiterkammer.at/bilder/d24/Umweltpolitik160.pdf
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das war sehr informativ und hat sehr geholfen danje
(NICHT)
dein Kommentar fande ich sehr hilfreich und gut ausgedrückt danke
(NICHT)