Wissen Sie, wo sich die nächste Behindertenwerkstatt in Ihrer Nähe befindet? Wahrscheinlich ja, denn fast alle Werkstätten veranstalten mindestens einmal im Jahr einen „Tag der Offenen Tür“, ein Sommerfest oder einen Adventsbasar. Aber könnten Sie auch sagen, wieviele Werkstätten es in Deutschland gibt? Und wieviele Menschen mit Behinderung dort arbeiten? Wir haben mal einige Zahlen zusammengetragen und ein paar anschauliche Grafiken daraus gemacht.
In anderen „Branchen“ ist es üblich, große Beratungshäuser zu beauftragen, anhand von Unternehmensumfragen die wesentlichen Kennzahlen regelmäßig zu ermitteln. Der Haken daran: Solche Gutachten sind sehr aufwendig und entsprechend teuer. An Geld mangelt es aber bei den Behindertenwerkstätten chronisch, also gibt es nur wenige Quellen anhand derer man Informationen über die „Werkstätten für behinderte Menschen“ (WfbM) herausfindet.
Eine der Quellen ist die Bundesarbeitsgemeinschaft der Werkstätten für Menschen mit Behinderung (BAG:WfbM). Das ist die bundesweite Interessenvertretung der Werkstätten. In der BAG sind 94 Prozent aller anerkannten Werkstätten vertreten. Und das sind laut Auswertung der BAG 676 Hauptwerkstätten. Diese wiederum haben häufig Ableger innerhalb des Ortes mit verschiedenen Tätigkeitsbereichen, etwa eine Schreinerei, Gartenbau-Gruppe etc. Insgesamt sind dies 2554 Betriebsstätten. Alles zusammengenommen arbeiten dort 291.711 Menschen mit Behinderung.
Mehr Zahlen sind aber auch kaum noch zu finden. Die einzige andere Quelle ist die Bundesarbeitsagentur, in deren Auftrag das Kölner Institut der deutschen Wirtschaft viele Informationen rund um das Thema „Arbeit und Rehabilitation“ sammelt. Dort gibt es auch ein Adress-Verzeichnis aller Werkstätten zusammen mit Informationen darüber, welche Arbeiten dort ausgeführt werden. Alle Informationen finden Sie auf www.rehadat.de.
Für uns von entia ist es natürlich wichtig, unsere Branche gut zu kennen – und dies nicht nur über die persönlichen Kontakte zu den Werkstätten, sondern auch in Kennzahlen. Deshalb haben wir das oben genannte Adressverzeichnis wir mit freundlicher Erlaubnis von Rehadat ausgewertet, um mehr Informationen über die Behindertenwerkstätten in Deutschland zu erhalten. Und diese Erkenntnisse wollen wir Ihnen natürlich nicht vorenthalten.
Wo sind sie denn, die Werkstätten?
Wie sich die Werkstätten auf die Bundesländer verteilen, sehen Sie in der folgenden Grafik:
Wir haben die Anzahl der Werkstätten ausserdem einmal in Bezug auf die jeweilige Fläche des Bundeslandes umgerechnet. Daraus konnten wir dann den durchschnittlichen Abstand bis zur nächsten Behindertenwerkstatt herausfinden:
Welche Werkstätten stellen Eigenprodukte her?
Für uns bei entia war natürlich interessant, wieviele Werkstätten eigene Produkte herstellen – denn es gibt ja doch so einige Werkstätten, die ausschließlich Auftragsarbeiten für Industrie und Gewerbe ausführen. Die folgenden Zahlen beziehen sich auf die insgesamt erfassten 723 Werkstätten für Menschen mit Behinderungen – Blindenwerkstätten und ähnliche Einrichtungen werden dabei nicht betrachtet.
77,23 Prozent der deutschen WfbM stellen demnach eigene Produkte her. Wie sich dies auf die Bundesländer verteilt, sehen Sie hier:
Wobei diese Produkte aus sehr unterschiedlichen Bereichen stammen, vom Kunsthandwerk über Werbemittel bis hin zu hauswirtschaftlichen Produkten. Den höchsten Anteil haben dabei die dekorativen Produkte, die von insgesamt 48,82 Prozent der Werkstätten hergestellt werden, gefolgt von Dingen für den Garten (46,06 %), Möbel (26,28%), Spielwaren (23,37 %), Lebensmitteln (22,82 %) und Papierwaren (19,09%). In den einzelnen Bundesländern ist dies jedoch recht unterschiedlich:
Legende:
BW: Baden-Württemberg
BY: Bayern
BE: Berlin
BB: Brandenburg
HB: Bremen
HH: Hamburg
HE: Hessen
MV: Mecklenburg-Vorpommern
NI: Niedersachsen
NW: Nordrhein-Westfalen
RP: Rheinland-Pfalz
SL: Saarland
SN: Sachsen
SA: Sachsen-Anhalt
SH: Schleswig-Holstein
TH: Thüringen
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